Stellungnahme der VÖHT zur Wiener Hundehaltungsverordnung
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Die Vereinigung Österreichischer HundeverhaltensTrainerInnen bringt sich mit einer Stellungnahme in die laufende Diskussion über die Hundehaltung in Wien ein.
Der Vorschlag zur Novellierung der Hundehaltungsverordnung für Wien reißt tiefe Gräben auf, ohne die Probleme zu lösen. Aus unserer Sicht und aus der vieler anderer Fachleute - halten wir diese Novellierung nicht für eine langfristig geeignete Maßnahme zu einem konfliktfreien Umgang zwischen Mensch und Hund.
Zukunftsträchtige Lösungen sollten nicht im politischen Alleingang, sondern in Zusammenarbeit mit Fachleuten (KynologInnen, VerhaltensforscherInnen, HundeverhaltensspezialistInnen) erarbeitet werden. Auch die VÖHT wird sich in einer ExpertInnenrunde gerne einbringen.
Unsere Empfehlung lautet:
- österreichweit einheitliche Hundehaltungsverordnungen unter Berücksichtigung des Tierschutzgesetzes
- klar definierte Haltungsvoraussetzungen für alle Hunde unabhängig von Größe oder Rasse
- verpflichtender Schwerpunkt auf charakterliche Zuchtmerkmale für ZüchterInnen
- theoretische UND praktische Unterweisung vor bzw. in einem begrenzten Zeitraum ab Übernahme des Hundes durch autorisierte TrainerInnen, Hundeschulen und Verbände
- Bisspräventionsprogramme an Kindergärten und Schulen
Die aktuelle Vorlage halten wir für nicht ausreichend überlegt, nicht exekutierbar und vor allem nicht zielführend:
Stichwort Listenhunde:
Die Sinnhaftigkeit von Rasselisten wird seit Jahren von Fachleuten und KommunalpolitikerInnen in Frage gestellt, entsprechende Verordnungen werden der Reihe nach wieder zurückgenommen. In Deutschland konnte durch die Einführung der Rasselisten kein erwünschter Sicherheitszuwachs verzeichnet werden.
Nur ein verschwindend geringer Anteil der Beissvorfälle wird durch sogenannte Listenhunde verursacht. Auch der sich bereits auf der Liste befindende Rottweiler wurde durch dieses Vorgehen nicht vom Beissvorfall abgehalten.
Stichwort Generelle Maulkorbpflicht und Leinenpflicht für Listenhunde:
Eine generelle Maulkorbpflicht und Leinenpflicht widerspricht dem Tierschutzgesetz, artgerechte Hundehaltung ist so nur sehr eingeschränkt möglich. HundehalterInnen bleibt somit die zweifelhafte Wahlfreiheit, entweder der Hundehaltungsverordnung oder dem Tierschutzgesetz zuwiderzuhandeln.
Stichwort Sicherheit:
Der überwiegende Anteil an Bissverletzungen durch Hunde passiert im familiären Umfeld. Wie möchte man sich vor Bissattacken im eigenen Heim absichern? Ganz nebenbei bemerkt ist auch die Durchführung durch die Exekutive schwer in Frage zu stellen.
Stichwort Zuchtverbot für Listenhunde in Wien:
Auch hier ist die Absicherung nur eine scheinbare. Es ist ein absoluter Trugschluss, zu glauben, dass dieses Verbot zu einer Verminderung der Listenhunde-Haltung führen wird. Der Anstieg der Züchter in den umliegenden Bundesländern wird vermerkbar sein, Hinterhof-Züchtern wird dabei in die Hände gespielt.
Stichwort Tierheim:
Diese Verordnung wird vermehrt Abgabe und Abnahme von Listenhunden mit sich bringen. Dank der Liste schwer- oder auch gänzlich unvermittelbar, müssen diese lebenslänglich auf Steuerkosten verwahrt werden.
Stichwort Expertise:
Auf die Hinzuziehung international anerkannter Fachleute wie Prof. Kotrschal, Friederike Range, ...wurde leider verzichtet. Den EntscheidungsträgerInnen darf wohl eher politische denn sachliche Expertise unterstellt werden. Die Chance auf einen echten Zugewinn wurde damit vertan.
Stichwort Gesellschaftliche Spaltung:
HundehalterInnen werden noch weiter stigmatisiert und der öffentlichen Anfeindung preisgegeben. Die Verfehlungen einzelner dürfen niemals zum ganzheitlichen Gesetz werden.
Stichwort Verantwortung:
Wissen und Verantwortungsbewusstsein sind die Grundlagen für ein sicheres Miteinander. Je mehr Menschen über ihre Hunde und den Umgang mit ihnen wissen, umso sicherer wird der Alltag - für HundehalterInnen ebenso wie für Nicht-HundehalterInnen. Für Erwachsene ebenso wie für Kinder.
Die VÖHT wird sich daher weiterhin und mit ganzer Kraft dafür einsetzen, dass:
- Wissen über Hunde, ihr Kommunikationsverhalten und den Umgang mit ihnen vermittelt wird
- Menschen dabei unterstützt werden, ihren Hund nach modernen, wissenschaftsbasierten und gewaltfreien Methoden zu erziehen
- sich artgerechte und tierschutzkonforme Hundehaltung weiter verbreitet
www.voeht.at