Gefährlicher Augenwurm breitet sich aus
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In den letzten
Jahrzehnten wurde in Europa der orientalische Augenwurm bei Haustieren
und Menschen vermehrt festgestellt. Allerdings war der Erreger von
Augenkrankheiten bislang in Österreich nicht heimisch.
Eine soeben erschienene Studie der Vetmeduni Vienna erhärtet nun den Verdacht, dass sich dies in jüngster Zeit geändert hat.
Thelazia callipaeda - "orientalischer Augenwurm"
Das
Forschungsteam der Vetmeduni Vienna empfiehlt deshalb ÄrztInnen und
TierärztInnen bei Bindehautentzündungen einen Befall mit dem
orientalischen Augenwurm in Betracht zu ziehen.
In den letzten
30 Jahren wurde vom orientalischen Augenwurm Thelazia callipaeda in
zunehmendem Maße als Erreger von Augeninfektionen bei Tieren und
Menschen in ganz Europa berichtet.
Der von speziellen
Fruchtfliegen übertragene Fadenwurm befällt den Bindehautsack und die
damit verbundenen Augengewebe von Haus- und Wildraubtieren, Hasen, aber
auch von Menschen. Eine von T. callipaeda hervorgerufene Augenerkrankung
kann eine Vielzahl klinischer Anzeichen aufweisen, die von leichten bis
zu schweren Augenerkrankungen reichen.
Erster Fall einer im Inland erkrankten Katze
Nach
den kürzlich in Österreich zum ersten Mal festgestellten Fällen von
Thealziosen bei Hunden beschreiben die WissenschafterInnen der Vetmeduni
Vienna in der vorliegenden Arbeit den ersten Fall einer T.
callipaeda-Infektion bei einer österreichischen Katze ohne vorangehenden
Auslandsaufenthalt.
Dieser Befund ist ein deutlicher Beleg
für die Vermutung, dass der Übertragungszyklus des Parasiten
mittlerweile direkt auf heimischem Boden stattfindet.
Richtige Diagnose führte zu vollständiger Heilung
Die
erkrankte Katze aus Deutschlandsberg (Stmk.) zeigte serösen
Augenausfluss, konjunktivale Hyperämie und ein schwaches Bindehautödem
im rechten Auge.
Die mechanische Entfernung des Parasiten aus
dem Katzenauge in Kombination mit einer oralen Behandlung mit
Milbemycin oxim/Praziquantel und der topischen Anwendung von
Tobramycin/Dexamethason-Augentropfen führte zu einer vollständigen
Beseitigung der klinischen Symptome innerhalb von zwei Wochen.
Zunahme an Erkrankungen bei Mensch und Tier
Die
Ergebnisse der vorliegenden Studie sind von großer Bedeutung, da die
für die Erkrankung verantwortlichen zoonotischen Parasiten in Österreich
bisher weitgehend unbekannt sind.
Mitautor Georg Duscher,
Stv. Leiter des Institutes für Parasitologie der Vetmeduni Vienna,
betont: Aufgrund der vorliegenden Daten ist ein verstärktes Bewusstsein
bei MedizinerInnen und VeterinärmedizerInnen unerlässlich, um weitere
Infektionen bei Tieren und Menschen zu verhindern.
Aktuelle
Vergleichsdaten aus Spanien geben außerdem zur Vermutung Anlass, dass in
den kommenden Jahren eine Ausweitung auf neue Gebiete in Österreich und
eine deutliche Zunahme an Erkrankungen zu erwarten ist.
Erreger aus dem Fernen Osten erobert Europa
Da
der Fadenwurm ursprünglich in Ländern des Fernen Ostens vorkam, wird er
häufig als orientalischer Augenwurm bezeichnet. Allerdings wurde
bereits 1989 in Italien der erste europäische Fall einer von diesem
Parasiten hervorgerufenen Augenerkrankung beschrieben.
Im
neuen Jahrtausend wurde T. callipaeda auch zunehmend bei Tieren aus
Frankreich (2007), der Schweiz (2008), Deutschland (2010), Spanien
(2011), Portugal (2012), Bosnien und Herzegowina (2014), Kroatien
(2014), Serbien (2014), Rumänien (2015), Bulgarien (2016), Ungarn
(2016), der Slowakei (2017) und Griechenland (2015) nachgewiesen.
Genauer Ausbreitungsweg des Parasiten noch unbekannt
Die
Art und Weise, wie dieser Parasit in Österreich eingeführt wurde, ist
bis dato unbekannt. Eine der möglichen Erklärungen ist, dass T.
callipaeda über Reisen mit Haustieren, illegalen Handel mit Haustieren
oder den Import und Export von streunenden Hunden aus Osteuropa nach
Österreich gekommen sein könnte.
Ein anderes Erklärungsmodell
bringt die Ausbreitung des Parasiten mit der Wanderbewegung infizierter
Wildraubtiere, insbesondere Füchsen oder Goldschakal, in Zusammenhang.
Dazu
Adnan Hodić vom Institut für Parasitologie der Vetmeduni Vienna: Die
Übertragung durch Wildtiere ist ein plausibles Szenario, das die
Einführung des Augenwurms in Österreich erklären könnte. Zukünftige
Studien sollten sich daher auf Wildtiere konzentrieren, um deren Rolle
in der Ökoepidemiologie dieses Zoonose-Parasiten zu bewerten.
Publikation
Der Artikel
The first autochthonous case of feline ocular thelaziosis in Austria von Adnan Hodić, Albert Payer und Georg G. Duscher wurde in Parasitology Research veröffentlicht.