Animal Hoarding: Wenn die Leidenschaft für Tiere Leiden schafft
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Aktuelle Abnahme von 62 verwahrlosten Katzen in Wien leider kein Einzelfall
Ein
aktueller Fall von Animal Hoarding hat am Wochenende für Schlagzeilen
gesorgt: 62 Katzen wurden von den Behörden aus einer Wiener Wohnung
gerettet. Die Tiere waren nicht nur extrem verwahrlost, sondern sind zum
Teil schwer erkrankt, manche trächtig. Alle 62 Katzen befinden sich nun
in der Obhut des TierQuarTier Wien.
Die Tierschutzombudsstelle
Wien (TOW) befasst sich schon lange mit dem Phänomen des Tiersammelns
und weiß: Menschen, die Tiere horten, sind psychisch krank. Ohne eine
entsprechende Behandlung werden die Betroffenen immer wieder zu
Tiersammlern, warnt Eva Persy, Leiterin der TOW.
Animal Hoarding Fall in Wien
Der Begriff
Animal Hoarding ist die englische Bezeichnung für das Horten von
lebenden Tieren. Die Betroffenen halten Tiere in einer großen Anzahl,
können diese aber nicht (mehr) angemessen versorgen. Animal Hoarder
erkennen nicht, dass es den Tieren in ihrer Obhut schlecht geht, weiß
Eva Persy. Sie selbst sehen sich mitunter sogar als Retter, weil sie
kein Tier abweisen und allen helfen, dabei ist das Leid der Tiere
unbeschreiblich groß.
In Wien kommt es immer wieder zu Meldungen
von Animal Hoarding-Fällen. 2019 gab es in Wien fünf Fälle, in denen die
Behörden tätig wurden. Betroffen sind meist Hunde und Katzen, aber auch
Kleintiere wie Meerschweinchen oder Ratten. Es ist jenseits der
Vorstellungskraft, welche Zustände in solchen Haushalten herrschen.
Manchmal sind Unrat und Exkremente so angehäuft, dass auf den ersten
Blick gar nicht ersichtlich ist, um wie viele Tiere es sich überhaupt
handelt., beschreibt Eva Persy.
Aus einer Befragung zum Thema
Animal Hoarding bei österreichischen AmtstierärztInnen, die im Rahmen
einer von der TOW geförderten wissenschaftlichen Arbeit durchgeführt
wurde, weiß man, dass in Österreich betroffene Personen im Durchschnitt
41 Tiere halten. Die Mehrzahl der krankhaften TiersammlerInnen ist
weiblich und über 40 Jahre alt. Rund zwei Drittel der Animal Hoarder
leben alleine. In nahezu 80 Prozent der Fälle brauchen die Tiere
dringend medizinische Betreuung. Weil sich die TiersammlerInnen meist
abschotten und zurückgezogen leben, ist es oftmals schwierig, Fälle von
Animal Hoarding rechtzeitig zu erkennen.
Krankhaftes Tierhorten So erkennen Sie es
Der
Deutsche Tierschutzbund hat eine Checkliste erstellt, mit der Animal
Hoarding erkannt werden kann. Demnach handelt es sich um einen
beginnenden Fall von krankhaftem Tierhorten, wenn die folgenden drei
Punkte zutreffen:
- Es werden mehr als die durchschnittliche
Anzahl Tiere gehalten (Anlehnung an durchschnittliche Tierhaltung in
Deutschland: bis ca. 3 Hunde, 3-4 Katzen, 5 Nager, etc.).
- Es
leben für das vorhandene Platzangebot zu viele Tiere in den
Räumlichkeiten bzw. auf dem Gelände (Minimalanforderungen nach
Tierschutzgesetz, Einschätzung des Veterinärs).
- Die Person zeigt
trotz überdurchschnittlich hoher Tierzahl und zu geringem Raumangebot
keine Einsicht, dass der Tierbestand reduziert werden muss.
Es
ist ganz wichtig, dass auch das Umfeld, also Verwandte und Bekannte der
betroffenen Person, das Problem als solches erkennen und nicht als aus
dem Ruder gelaufenes Hobby abtun, verdeutlicht Eva Persy. Wenn Sie
einen Verdacht auf Animal Hoarding haben, können Sie diesen bei der
Stadt Wien Veterinäramt und Tierschutz (MA 60) unter 01-4000 8060
melden oder auch anonym bei der Tierschutzombudsstelle Wien unter 01-318
00 76 75079.
Animal Hoarding: Die schlimmsten Fälle aus Wien
- Fall 1: Kannibalismus, Tot, Trächtigkeit 180 Ratten in Wiener Wohnung
Ratten,
Ratten, überall Ratten: In einer Wohnung in Wien hielt eine Frau 180
Farbratten, darunter viele trächtige Tiere. Die Tiere liefen frei in der
Wohnung herum, überall war Rattenkot und -urin auch auf dem Bett der
Halterin und allen anderen Möbelstücken.
Die Tiere waren zum
Teil stark unterernährt, manche bereits verstorben. In der gesamten
Wohnung waren weder Futter noch Wasser für die Tiere aufgestellt. Beim
Abtransport eines Käfigs ein weiterer Schock: Unter der Rattengruppe im
Käfig entdeckten die HelferInnen die Überreste einer gefressenen Ratte.
Noch während des Einsatzes konnte eine weitere Ratte beim Anfressen
einer anderen toten Ratte beobachtet werden.
- Fall 2: Mit der Zucht das Futter verdient: 200 Tiere in Mini-Wohnung
In
einer Ein-Zimmer-Wohnung hielt ein Mann 170 Vögel und 30 Nagetiere. Er
war völlig überfordert, die Bedingungen unzumutbar: Die Tiere waren in
kleine Käfige gepfercht, in zweien vegetierten jeweils ca. 70 Vögel vor
sich hin.
Das Geld fürs Futter verdiente der Tierhalter sich
mit der Zucht: Ein Tierhändler nahm dem Mann jahrelang junge Finken
und Babymäuse ab, ohne Alarm zu schlagen. Erst als aufgrund der Zustände
die Wohnungs-Kündigung drohte, konnten Bekannte den Mann zum Verzicht
auf die Tiere bewegen und informierten die Behörden.
- Fall 3: Totale Verwahrlosung: 11 große Hunde mit Verletzungen und Entzündungen
Weil
Nachbarn wegen andauernden Hundegebells die Polizei verständigt hatten,
konnte dieser Fall von Animal Hoarding aufgedeckt werden: Ein Frau
hielt 11 großgewachsene Hunde in ihrer 67-Quadratmeter-Wohnung.
In
dieser herrschte ein hochgradiger sanitärer Übelstand: Überall lagen
Exkremente der Tiere sowie verschmutzte Fetzen und Gerümpel. Die Hunde
waren ebenso verwahrlost, hatten Bissverletzungen, Haut- und
Ohrenentzündungen sowie ältere Narben.
Die
Tierschutzombudsstelle Wien (TOW) setzt sich für ein harmonisches und
respektvolles Miteinander von Mensch und Tier in der Großstadt ein. Sie
fördert die Interessen des Tierschutzes und vertritt diese auch in
Verwaltungs- und Verwaltungsstrafverfahren. Die Tierschutzombudsstelle
agiert unabhängig und weisungsungebunden.
Die TOW im Internet: www.tieranwalt.at
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