Mit Bissverletzungen immer zum Arzt gehen
|
|
|
|
Bissverletzungen
von Haustieren dürfen keinesfalls unterschätzt werden. Darauf weist die
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) hin. Was manchmal
zunächst harmlos aussieht, sollte trotzdem ernst genommen werden.
Denn
bei einem Biss werden Krankheitserreger des Tieres auf den Menschen
übertragen. Die Eintrittspforte kann sich dabei sofort verschieben und
somit verschließen. Unbehandelt können schwere Entzündungen entstehen,
bei denen neben der Haut auch Muskeln, Sehnen, Nerven und Knochen
dauerhaft geschädigt werden können.
Daher lautet der Expertenrat:
Egal wie harmlos oder oberflächlich der Biss wirkt, man sollte immer
zum Arzt gehen. Besonders wenn pochende Schmerzen, Schwellungen oder
Rötungen auftreten, ist das ein Alarmsignal, welches die umgehende
ärztliche Behandlung erfordert, sagt Prof. Dr. Michael J. Raschke,
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). Die DGU
gibt Tipps für den Ernstfall.
Ein Großteil der Bissverletzungen
wird von Hunden und Katzen verursacht. Andere Bissverletzungen durch
Menschen, Pferde, Meerschweinchen, Kaninchen, Ratten, Hamster, Mäuse
oder Schlangen kommen deutlich seltener vor. Kinder sind dabei häufiger
betroffen als Erwachsene.
Kinder empfinden das Tier oft als
Spielkameraden. Zudem neigen sie eher zu plötzlichen Bewegungen, die das
Tier erschrecken. Die Verletzungen betreffen vor allem die Arme und das
Gesicht, sagt Prof. Dr. Dr. Peter Schmittenbecher, Leiter der
DGU-Sektion Kindertraumatologie.
Die meisten Bisse lassen sich
jedoch durch den richtigen Umgang mit den Tieren vermeiden: Häufig beißt
das Tier zu, weil es erschreckt, geärgert oder beim Fressen gestört
wurde.
Bei allen Bissverletzungen, egal an welcher Stelle, kann es
zu Wundinfektionen kommen. Schon 12 bis 24 Stunden nach dem Biss kann
sich eine Entzündung bemerkbar machen. Anzeichen sind Rötungen,
Schwellungen, eitrige Absonderungen und klopfende Schmerzen. Allgemein
können Unwohlsein und Fieber auf eine sich ausbreitende, systemische
Infektion hinweisen.
Im Speichel der Tiere befinden sich
zahlreiche und gefährliche Bakterien. Es ist daher nicht verwunderlich,
dass sich die Bisse schnell entzünden, sagt Raschke, der als Direktor
der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am
Universitätsklinikum Münster arbeitet. Besonders gefährlich sind
Katzenbisse. Katzen haben sehr spitze Schneidezähne, die tief in das
Gewebe eindringen. Bakterien gelangen dadurch in die Tiefe bis auf
Sehnenscheidenhöhe, Gelenke oder Knochen. Die wahre Verletzungstiefe
wird oftmals unterschätzt. Einige Beschwerden können sich innerhalb von
Stunden so dramatisch verschlechtern, dass umgehend operiert werden
muss. Nur durch sofortiges Handeln können schwere und zum Teil
lebensbedrohliche Folgeschäden vermieden werden, erklärt Raschke.
Um
eine Infektion zu vermeiden, ist es wichtig, dass der Arzt die frische
Wunde sieht, reinigt und desinfiziert: Meist erfolgt eine Wundspülung,
um die Krankheitserreger aus dem Bisskanal zu spülen. Im Bedarfsfall
wird zusätzlich antibiotisch behandelt. Der Impfstatus wird
kontrolliert: Ist die letzte Tetanus-Impfung gegen Wundstarrkrampf
länger als 10 Jahre her oder nicht klar, wann zuletzt geimpft wurde, ist
eine Auffrischung direkt nach der Verletzung notwendig. Ein
Tollwutverdacht wird abgeklärt.
Kinder mit Bissverletzungen
werden in der Regel stationär aufgenommen und mit einer intravenösen
Antibiotikagabe behandelt, erklärt Schmittenbecher, der als Direktor
der Kinderchirurgischen Klinik am Klinikum Karlsruhe arbeitet.
Bei
großen Bisswunden kann auch eine Operation notwendig werden: Dabei
entfernt der Operateur geschädigtes oder abgestorbenes Gewebe. Fehlt zu
viel Haut, kann aus einem gesunden Bereich, beispielsweise von Bein,
Rücken oder Bauch, Haut entnommen und verpflanzt werden.
Mit
modernen plastisch chirurgischen Verfahren können Weichteile gedeckt,
die Funktionsfähigkeit der verletzten Region erhalten bzw.
wiederhergestellt werden und auch hervorragende kosmetische Ergebnisse
erzielt werden dies ist vor allem im Gesichtsbereich von großer
Bedeutung für die Betroffenen. Aber auch kleine Wunden müssen
gelegentlich operativ revidiert werden, wenn Keime in der Tiefe arbeiten
und kein Wundabfluss gegeben ist, sagt Schmittenbecher.
Unfallchirurgen geben wichtige Tipps, was im Falle eines Bisses zu tun ist:
- Nach einer Bissverletzung sofort den Arzt aufsuchen.
- Impfpass zur Impfstatus-Kontrolle mit zum Arzt nehmen.
- Sowohl
unmittelbar nach der Bissverletzung, aber auch nach Tagen kann sich
eine Wunde noch entzünden. Daher sollte die Stelle intensiv im Hinblick
auf Entzündungszeichen beobachtet werden und der Arztbesuch ggf.
wiederholt werden.
Weitere Meldungen